Erfolg: TALSA in Peru muss Gewerkschafter*innen wieder einstellen.

 

2016 hatte Make Fruit Fair! eine Eilaktion für die gekündigten Gewerkschafter*innen des Agrarexportunternehmens TALSA durchgeführt. Nun endet das Verfahren mit einem Erfolg: Die Kündigung des SITETSA-Gewerkschaftsvorstands durch das peruanische Agrarexport-Unternehmen TALSA im Februar 2016 verletzte das Recht auf Gewerkschaftsfreiheit. Deshalb verurteilte das Arbeitsgericht in Trujillo TALSA zur Rücknahme der Kündigung sowie zur Zahlung der Prozesskosten und des Anwalthonorars der Kläger. "Das ist der Lohn dafür konsequent zu sein", freute sich der Juan Herera, Vorsitzender der Gewerkschaftsföderation FENTRAIR, zu der die Gewerkschafter gehören. FENTRAIR ist Mitglied von COLSIBA.

Vier der gekündigten SITETSA-Vorstandsmitglieder hatten den Prozess bis zum Berufungsverfahren durchgestanden: Santos Celestina Carranza Ruiz, Francisco Mamerto Sánchez Luján, Francisca Esperanza Amaranto Alvarado und Nelson Jhoel Sifuentes Sánchez. Fünf andere Vorstandsmitgliedern hatten mit TALSA individuelle Abfindungen ausgehandelt, nachdem der Versuch einer gemeinsamen außergerichtlichen Einigung gescheitert war.

Die Gewerkschaftvorsitzende Santos Celestina Carranza und ihre drei Kolleg*innen haben erfolgreich das Recht auf ihren Arbeitsplatz und für freie Gewerkschaftsorganisation verteidigt. Für Santos Celestina war die Zeit seit der Kündigung besonders leidvoll. Im April 2017 war ihr Haus und Habe während einer Überschwemmungskatastrophe zerstört worden. Ende April 2018 erlitt sie einen Beinbruch mit einer lebensgefährlichen Infektion. Zum Glück ist sie auf dem Weg der Besserung. Vor ihrem Unfall hat sie ohne festes Einkommen weiter als Gewerkschaftspromotorin gearbeitet und wesentlich zur Erreichung eines Tarifvertrags in dem Garnelenbetrieb MARINASOL beigetragen, in dem vor allem Frauen beschäftigt sind. MARINASOL mit über 3.000 Beschäftigten ist ein Tochterunternehmen von CAMPOSOL.

Die Begründung des Berufungsgerichts

Das Urteil der Berufungsverhandlung fiel gegen eine Gerichtsentscheidung vom Januar 2017, in der die Kündigung als rechtskonform angesehen worden war. Aber der Berufungsrichter widersprach der Begründung, die Gekündigten hätten sich durch Falschinformationen an ihren Arbeitgeber Vorteile erschlichen und damit ihre arbeitsvertraglichen Pflichten schwer verletzt. TALSA hatte argumentiert, die Unterschriften in Wahlakten der Gewerkschaft wären gefälscht worden und die genehmigte Freistellung von SITETSA-Vorstandsmitgliedern für die Teilnahme an Veranstaltungen der FENTRAIR wäre wegen ihrer nur vorgetäuschten Wahl in ihre jeweiligen Ämter Betrug gewesen.

Das Berufungsgericht stellte fest, dass niemand juristisch die im Arbeitsministerium hinterlegten Wahlakten der Gewerkschaft angefochten hätte. Zudem sähe das Arbeitsgesetz keine Informationspflicht über gewerkschaftsinterne Vorgänge an den Arbeitergeber vor und deshalb könne es auch keine diesbezügliche Pflichtverletzung gegeben haben. Das Unternehmen hätte unrechtmäßig gehandelt, weil es die Kündigungen mit einer nicht durch ein Gericht nachgewiesenen Unterschriftenfälschung begründen wollte. Der Berufungsrichter stellte fest, dass die gekündigten Gewerkschafter zum Zeitpunkt ihrer Kündigung mit dem Antrag auf Neuverhandlung des Tarifvertrags, der Forderung nach Untersuchung eines tödlichen Arbeitsunfalls, einer Beschwerde über unsichere Sanitäranlagen und unhygienischen Verpackungen der Mahlzeiten für die Beschäftigten sowie Antrag auf Information über die Finanzen des Unternehmens befasst waren. Deshalb war die Kündigung angesichts fehlender Gründe für eine solche Disziplinarmaßnahme eine Verletzung des Rechts auf freie Gewerkschaftsarbeit.

 

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BanaFair Bananenkisten auf Lastwagen
©Knut Henkel

Make Fruit Fair! Infotour: Billige Früchte – Wer zahlt den Preis?

Deutsche Supermarktketten verfügen über eine immer größere Marktmacht und üben so einen enormen Preis- und Kostendruck auf Lieferanten aus. Dieser wirkt sich negativ auf die Einkommenssituation von Kleinbauern im tropischen Fruchtanbau aus und verschlechtert die Arbeits- und Lebensbedingungen der Plantagen-arbeiter/innen. Dass es auch anders geht, zeigt der Faire Handel.

Was muss auf politischer Ebene geschehen, damit sich die Situation zum Beispiel im Bananensektor und für Kleinproduzent/innen nachhaltig verbessert? Wie kann die Marktmacht eingedämmt werden? Wie können unfaire Handelspraktiken verhindert werden? Was kann die Kampagne Make Fruit Fair! dazu beitragen, dass Sozial- und Umweltstandards im Handel umgesetzt werden? Was bringt der Faire Handel den Familien der Kleinbauern und Arbeiter/innen? BanaFair-Mitarbeiter/innen beantworten diese Fragen auf einem Infoabend und präsentieren dazu aktuelle Fotos von einer Ecuadorreise zum Handelspartner UROCAL im Mai 2017.

Von Mitte Juni bis Mitte Februar 2018 können Welt- und Bioläden, Schulen, kirchliche und andere Gruppen einen Infoabend, einen Beitrag zum Gemeinde- oder Sommerfest oder einer anderen attraktiven Veranstaltung bei BanaFair buchen, gerne gemeinsam mit weiteren Partnern oder Läden aus der Region.

Das Angebot ist kostenlos. Wir freuen uns jedoch über Spenden für unsere Info- oder Projektarbeit.

  • Kontakt: BanaFair e.V.   Tel.: +49-6051-8366-0 · Mail: info@banafair.de

Die dunkle Seite der Banane

Die neuen Make Fruit Fair! Videos zeigen: In der konventionellen Bananenproduktion werden die Menschen und die Umwelt ausgebeutet!

Drei neue Filme der italienischen Make Fruit Fair! Partnerorganisation GVC präsentieren:

The Good, the Bad and the Ugly Bananen, die

Bananen-Horrogeschichte und

Die dunke Seite der Banane.

 

BanaFair und Gäste Diskussionsforum Bad Hersfeld

Faire Preise und weniger Gift in der Fruchtproduktion: Aktivistinnen aus Costa Rica berichten in Deutschland über ihre Arbeit.

Auf Einladung von BanaFair und Oxfam waren Eva Carazo und Xinia Briceño im Juni auf Vortragsreise in Deutschland, um über die Auswirkungen der Ananasproduktion auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Anbaugebieten zu berichten. Eine neue Studie von Oxfam/Make Fruit Fair! belegt die Missstände im Ananasanbau in Costa Rica auf Zulieferer-Plantagen der vier großen Supermarktketten. Eva Carazo ist Mitautorin dieser Studie.

Verseuchung des Grundwassers führt zu Gesundheitsproblemen

„Die schlimmsten Probleme, die durch die Verseuchung des Grundwassers mit Agrarchemikalien entstehen, betreffen die Gesundheit. Fehlgeburten, schädliche genetische Mutationen bei Ungeborenen, Magen-Darm-Erkrankungen vor allem bei Kindern unter zehn Jahren, Hauterkrankungen und Todesfälle als Folge von Magenkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs“, erklärt Xinia Briceño. Sie ist Leiterin der örtlichen Wassergenossenschaft und engagiert sich ehrenamtlich in verschiedenen Organisationen in der Gemeinde Milano, die sich für das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser und gegen die Ausweitung des Ananasanbaus einsetzen.

Seit 12 Jahren werden betroffene Gemeinde in den karibischen Anbaugebieten mit Trinkwasser aus Lastwagen versorgt.12.000 Liter alle zwei Tage für 1000 Familien. 27.000 Dollar pro Monat kostet es die Regierung, die Haushalte mit sauberem Wasser zu versorgen. Von diesem Geld könnte die Regierung auch neue Trinkwasserleitungen verlegen fordern die Anwohner/innen. Denn das angelieferte Wasser reicht nur zum Trinken und Kochen. Für alles andere sind die Menschen weiterhin auf das verseuchte Wasser aus dem Hahn angewiesen. Bisher musste kein Ananasunternehmen Schadensersatz zahlen. Die Unternehmen berufen sich auch auf fehlende wissenschaftliche Beweise für den Zusammenhang zwischen Pestizideinsatz und Gesundheitsproblemen. Im März 2015 trat Xinia im Namen der Opfer vor der interamerikanischen Menschenrechts- kommission auf, die seither über den Fall verhandelt.

Greenwashing im Supermarkt?

Eva Carazo hat als Mitglied des Forschungsteams Interviews mit 42 Arbeiter/innen sowie Regierungsvertretern, Umweltaktivist/innen, Vertretern des Verbandes der Ananasexporteure und Anwohner/innen der Plantagen geführt. „Wir haben herausgefunden, dass die Arbeits-, Umwelt- und sozialen Verhältnisse in der Produktion von Ananas in Costa Rica schlechter sind, als behauptet wird und dass die Ananas, die in Europa verkauft wird, nicht so nachhaltig und fair sind, wie sie hier vermarktet werden.“ Die Recherchen belegen, dass die größten Probleme wie die Pestizidbelastung und die Verletzung von Arbeitsrechten nicht gelöst werden. Prekäre Arbeitsverhältnisse und die Missachtung von Gewerkschaftsrechten gehören zum Alltag der Beschäftigten. Sie werden oft im Unklaren über ihre Rechte gelassen, Arbeiter/innen, die sich gewerkschaftlich engagieren, werden entlassen. In den Anbaugebieten im Norden werden viele Arbeiter/innen aus Nicaragua über Mittelsmänner beschäftigt, teilweise ohne Aufenthaltsgenehmigung. Sie erhalten die niedrigsten Löhne, haben oft nur mündliche Verträge, die für weniger als drei Monate gelten. Ungesicherte Arbeitsverhältnisse und fehlende Sozialversicherung sind die Folgen.

Die Aktivistinnen aus Costa Rica schließen sich daher auch den Forderungen der Make Fruit Fair! – Kampagne ausdrücklich an: Europäische Supermarktketten sind für die Situation mitverantwortlich und müssen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und umweltverträgliche Anbaumethoden für ihre gesamte Produktpalette garantieren. Zudem müssen sie ihre Lieferanten fair behandeln und angemessene Preise zahlen, die die Kosten für nachhaltige Produktion decken.

Eva Carazo und Xinia Briceño haben auf ihrer Vortragsreise Multiplikator/innen des Fairen Handels und der Bildungsarbeit getroffen, Presseinterviews gegeben und auf Veranstaltungen gesprochen. Besonders beeindruckt waren sie von der Größe und Vielfalt der Fair-Handelsbewegung, die sie auf den Weltladen-Fachtagen in Bad Hersfeld kennen lernen konnten. Ihr Fazit: Nur durch gemeinsame Kampagnenarbeit kann ausreichend Druck erzeugt werden, um Regierungen in den Anbauländern und in Europa sowie Unternehmen des Lebensmitteleinzel-handels und Fruchtkonzerne zur Einhaltung von Menschen- Arbeits- und Umweltrechten entlang der gesamten Lieferkette zu verpflichten.

Fit für Fair?

Die europäischen Supermarktketten sind durch ihre Einkaufs- und Beschaffungspolitik für die Zustände in den Anbauländern mitverantwortlich. Die Macht in der Lieferkette, auch für dringend notwendige Verbesserungen, liegt in Händen der Supermärkte. Im Rahmen der Make Fruit Fair! - Kampagne fordern wir beispielhaft von Lidl:

  • Sicher zu stellen, dass Plantagenarbeiterinnen und Kleinbauern ein Einkommen haben, von dem sie sich und ihre Familien versorgen können.
  • Zu garantieren, dass die Gesundheit von Arbeiter/innen geschützt wird, besonders vor giftigen Pestiziden.
  • Zu gewährleisten, dass sich Plantagenarbeiter/innen in Gewerkschaften organisieren können.
  • Faire Preise an alle Lieferanten zu zahlen